Filmografie
1999
DIE BLAUEN UND DIE GRAUEN TAGE
Mit Inge Meysel, Peter Sattmann, Susanne Lothar
Drehbuchbearbeitung: Dagmar Damek
ZDF, Erna Maria langer / Aspekt - Tele - Film Hamburg, 90 Min.
Kamera: Rainer Gutjahr
Ausstattung : Wolf Seesselberg
Schnitt: Ines Rehder
Musik: Enjott Schneider
Regieassistenz: Matthias Meyer-Hanno
Synopsis:
Wegen ihrer fortschreitenden Altersdemenz, hat Olaf Hansen beschlossen seine Mutter Lotte zu sich zu nehmen. Die Vorbereitungen für ihren Empfang sind in vollem Gange. Olaf will sie wie besprochen vom Bahnhof abholen. Aber Lotte ist nicht in dem Zug, den sie nehmen sollte. Als Olaf in heller Panik nachhause fährt, ist sie bereits da. Sie war eine Station zu früh ausgestiegen und hatte sich ein Taxi genommen, was den Sohn ob der absurden Ausgabe, erneut in Aufregung versetzt. Dieser erste Tag im neuen Heim, der eigentlich als festlicher Auftakt geplant war, läuft vollends schief, als Lotte in einer plötzlichen Demenzattacke das Haus verlässt und erst Stunden später völlig verstört aufgefunden wird, - was sie in tiefe Scham versetzt. Sie fühlt sich bereits jetzt als fünftes Rad am Wagen.
Obwohl alle willens und bemüht sind die Situation zu meistern, sind Missverständnisse und emotionale Familienquerelen vorprogrammiert. Lotte will keinem zur Last fallen und packt an, wo sie kann. Aber sie weiß nur zu gut, dass sie ihre eskalierenden Aussetzer nicht im Griff hat und bittet ihre Enkelin sie zu beobachten und für sie ein Tagebuch zu führen, in dem sie auflistet, ob ein Tag als blau oder als grau zu verbuchen ist. Als Lotte das Ergebnis kritisch analysiert ist eindeutig abzulesen, dass die grauen Tage zunehmend überwiegen. Bevor die Krankheit endgültig dramatische Züge annimmt und Lotte keinen Einfluss mehr hat auf das, was mit ihr geschieht, will sie sich selbst ein Pflegeheim suchen. Die Enkelin ist maßlos enttäuscht. Da zeichnet sich ein weniger radikaler Ausweg ab. Einige Zufalls - Bekannte, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, planen eine Alten WG und laden Oma Hansen ein, mitzumachen.
Pressezitate:
SZ München. Tsch, 31. 5. 2000
Einen „anständigen Film“ nennt die herausragende Hauptdarstellerin Inge Meysel „ Die blauen und die grauen Tage“, der von Dagmar Damek 1999 nach dem Roman von Monika Feth mit feinem Gespür in Szene gesetzt wurde und der nun anlässlich von Inge Meysels 92. Geburtstag am 30, Mai wiederholt wird. Eine Paraderolle für Inge Meysel. Es ist vor allem die stimmige Umsetzung des brisanten Themas, die den Film sehenswert macht. Da wird die Pflege älterer Menschen nicht als schwere Kost präsentiert, sondern mit leisen Tönen die beginnende Demenz der vitalen Heldin Lotte ( Inge Meysel ) beschrieben. Eben noch schmiss sie den Haushalt, im nächsten Augenblick ist sie verschwunden. Völlig neben sich, nicht ansprechbar und tief in Erinnerungen versunken, so findet ihre Enkelin Vera ( Emily Behr ) ihre Oma auf dem Bahnhof vor. Lottes Aussetzer sind für sie selbst genauso neu, wie für ihre Familie. Ein Arzt erklärt der Schwiegertochter Brita ( Susanne Lothar ), sie müsse sich das als Explosion von Knallfröschen im Kopf vorstellen. Die alte Dame will ihrer Familie nicht zur Last fallen und wäre sogar einverstanden in ein Stift zu gehen. Doch da bietet das Schicksal eine überraschende Lösung an.;...
Vorwürfe, Selbstvorwürfe und die Scham vor dem Versagen sind Gefühle, die der Film hervorragend einfängt.
Da gibt es nicht nur Schwarz oder Weiß, wohl aber „die blauen und die grauen Tage“, in die Lotte ihr Leben fortan einteilt, Anrührend und glaubwürdig zeigt Inge Meysel die Furcht, den Verstand zu verlieren.
Spiegel Fernsehen, Mai 2000
Einschalten:
...Inge Meyseil meistert gekonnt die gespenstische Verwandlung von der tatkräftigen Nervensäge zur siechen Seniorin.
Sonntagszeitung, Halrun Rein Selbstholtz 11. 6. 2000
... Selten gelingt das doch recht waghalsige Vorhaben ein so ernstes Thema wie Altersdemenz so liebevoll in eine Komödie zu verpacken ohne der Ernsthaftigkeit dabei Abstriche zu gestatten....
Sächsische Zeitung, Ulf Nieritz, 31. 5. 2000
....Es war ein altersdurchfurchtes, ausweglos-verängstigrtes Menschengesicht, das uns da plötzlich auf dem kahlen Bahnhof entgegen blickte und sich uns erschütternd einprägte. Dieser alten Lotte Hansen, die von ihrem Gedächtnis so jäh im Stich gelassen wurde, verlieh Inge Meysel eine außerordentliche Intensität....
Neue Osnabrücker Zeitung Kim L. Kruse 30. 5. 2000
...In Dagmar Damek fand das ZDF eine Regisseurin mit viel Gespür für Nuancen, das „ Die blauen und die grauen Tage“ zu einem gefühlvollen Film werden ließ-
.... Der unverbesserlichen Inge Meysel wurde mit dieser sensiblem Tragikomödie ein ehrenvolles Denkmal gesetzt.
Express Köln, R.R,,31. 5. 2000
Viele Altersrollen hat sie schon gespielt. Nun ihre mutigste, Eine Höchstleistung von Inge Meysel ( wurde gestern 90 ) Gnadenlos verausgabt sie sich als Greisin mit zeitweiligen Orientierungslosigkeit. Die Familie ( einfühlsam Peter Sattmann, Susanne Lothar ) erhellt ihre Schattentage. Dieser Film ist ein kraftvolles Plädoyer für würdigen Umgang mit dem Alter.
Darmstädter Echo, Claus Colmar, 29.5. 2000
...Überzeugende Schauspieler an ihrer Seite und eine behutsame gradlinige Regie ( Dagmar Damek ) machen den Film unterhaltsam und regen zum nachdenken an über ein Tabu, mit dem wir alle konfrontiert werden können, früher oder später.
AZ – München, Ponkie, 31. 5. 2000
Nein: Nicht Greisenschnulze mit Familienanschluss. Wenn auch etwas zahm und blümchenhaft, Dagmar Damek hat den ZDF Film „ Die blauen und die grauen Tage ( nach einem Buch von Monika Feth ) als umständlich braven Familienfilm als Hommage für Inge Meysel inszeniert, aber die Meysel ist sehr genau im Gespür für ein Krankheitsbild. Sie kann wunderbar lebendig aussehen an den „blauen Tagen“ – und unvermittelt abstürzen in die Denklöcher der „ grauen Tage“. Die Oma ( ein unangemessenes Wort ) kennt die Ausfallserscheinungen ihrer Altersdemenz – und die Familie ( Peter Sattmann, Susanne Lothar ) ist hilflos, die Enkelinnen reagieren verstört..... Die Harmonielösung ( Umzug in Senioren WG ) erscheint gar zu simpel. Ein Problem, das jeder irgendwann auf sich zukommen sieht – in einem sanften Alarmfilmchen fürs gutbürgerliche Wohlbehagen.