Filmografie
1976
CECILE ( nach Theodor Fontane )
mit Doris Kunstmann. Günter Ungeheuer, Lis Verhoeven, Matthias Ponnier
Drehbuch: Traugott Krischke / Drehbuchbearbeitung: Dagmar Damek
Regie: Dagmar Damek
ZDF, Dr. Wolfgang Patschke / Chamier - Film Berlin, 120 Min.
Kamera: Götz Neumann / Ingo Hamer
Ausstattung. Peter Rothe
Kostüm: Ingrid Hoffmann
Schnitt: Sibylle Windt
Regieassistez: Peter Kramheller
Synopsis:
Im Jahre 1882 reist der Oberst von St, Arnaud mit seiner Frau Cecile in den Harz, um ein Duell zu vergessen, das tödliche Folgen hatte und auf Grund dessen St. Arnaud seinen Abschied von der Armee nehmen musste.
Cecile war Auslöser dieses Duells.
Während dieses Kuraufenthalts lernt das Ehepaar den jungen Offizier von Gordon kennen. Cecile und Gordon fassen Zuneigung zueinander, was Arnaud mit spöttischer Überheblichkeit unterstützt. Gordon wird kurzfristig abberufen. Die Romanze ist zu Ende.
In Berlin jedoch sucht Gordon Cecile wieder auf. Sie sehen sich immer häufiger, bis Cecile, aus Panik vor Gordons Besitzansprüchen und ihren eigenen Gefühlen mit ihm bricht.
In einer Anwallung von Eifersucht kompromittiert Gordon Cecile öffentlich. Arnaud fordert ihn zum Duell und tötet ihn. Cecile begeht Selbstmord. Die Nachricht Arnauds, den leidigen Vorfall auf einer gemeinsamen Reise zu vergessen, erreicht sie nicht mehr.
Pressezitate:
AZ München, Ponkie, 1. Juni 1977
Fontanes märkische Gediegenheit, die den Konflikten eines versteinerten Gesellschaftssystems subtil nachspürte, ohne je das System selbst anzugreifen, besitzt für das Fernsehen immer große Anziehungskraft. Hier stecken, ähnlich wie etwa in Ibsens Theaterstücken die tiefen Wurzeln all der inneren Zwänge, die bis weit ins 20. Jahrhundert nachgewirkt haben.
Der TV Film „ Cecile“ nach Fontanes Roman von 1884 ( ZDF, Buch Dagmar Damek und Traugott Krischke ) erinnert von fern an „ Effi Briest“. Doch die Cecile, Gattin eines französischen Obersten a .D. von Adel, ist ein ganz anderer Charakter: Doris Kunstmann spielt das kränkliche schöne Zierstück feiner Brokat-Boudoirs mit dem Migräne Antlitz einer vorsichtig gelangweilten Pflichtgemahlin, die den Ehemann ( in leicht zynischer Ergebenheit Günter Ungeheuer) nicht vergrämen, ihn aber auch vom Halse halten will.
Dagmar Damek ( Regie) zeigte atmosphärisches Fingerspitzengefühl. Die gespreizte Sprache hatte allerdings gelegentlich einen geckenhaften Verfremdungseffekt - so dass der Fontane manchmal eher aussah wie ein ironisch exaltierter Thomas Mann.
Ein Kammerspiel selbstquälerischer Wohlerzogenheit - oder ( Fazit ) die Leiden einer ungebildeten schönen Dame.
SZ München, Elisabeth Bauschmid, 1. Juni 1977
Eine Schrecksekunde zu Beginn. Da führt die Kamera dem Zuschauer in ironischer Nähe das Duellbesteck vor, das groteske Ritual eines Ehrenhandels auf Leben und Tod.
Aber auf so simple besserwisserische Kommentierung dieser Geschichte einer Ehe hat sich Dagmar Damek dann gottlob doch nicht eingelassen, und so ist ihr ein schöner, in vielem auch richtiger, genauer Film gelungen, in dem man den Schauspielern – insbesondere Doris Kunstmann – auch noch die Konjunktive glaubt; eine, bei aller Üppigkeit im Detail zurückhaltende, doch stimmungsvolle und auch witzige Erzählung, in der, merkwürdig, Begriffe wie Würde, Ehre, Achtung Platz bekommen. Fontane so scheint es, ist ein idealer Drehbuchautor fürs Fernsehen, und die Kunst, einen Dialog auf den Punkt zu bringen, Schweigen zu fixieren in verzögernden Großaufnahmen, beherrscht Dagmar Damek aufs Raffinierteste...