Filmografie
1993
GEFANGENE LIEBE ( Arbeitstitel: Der Truthahn und der Rosenkavalier )
Mit Senta Berger, Martin Lüttge, Götz Behrendt, Anna Talbach
Drehbuch: Peter Guthmann
Regie: Dagmar Damek
ZDF, Dr. Herbert Knopp / NDF - München, 90 Min.
Kamera: Ingo Hamer
Ausstattung : Ari Hantke
Kostüm: Siegberg Kammerer
Musik: Enjott Schneider
Schnitt : Suse Jäger
Regieassistent. Michael Kreindl
Synopsis:
Der vierzehnjährige Florian ist hin und her gerissen zwischen der übermächtigem Liebe seiner Mutter, die alles tut, um ihn der Enge des heimischen Bauernhofes und seiner Begeisterung für das Landleben zu entfremden. Die Mutter will, dass ihr Sohn einmal die beruflichen Träume verwirklicht, die sie selbst aufgeben musste. Sie schreckt nicht davor zurück, ihn auch in erotischer Hinsicht auf sich zu fixieren, was den Jungen in große Gefühlsverwirrung stürzt. Nach einer Nacht, in der die Grenzen zwischen Mutter und Sohn überschritten wurden, sprengt sich Florian mittels des Chemielabors, das ihm seine Mutter eingerichtet hatte und das ihm den Weg in eine glänzende Zukunft ebenen sollte, in die Luft.
Pressezitate:
AZ München, Ponkie, 26. Januar 1994
Ein Mutter-Sohn-Spinnennetzt war´s, das in dem TV –Film „Gefangene Liebe“ von Peter Guthmann ( In der ZDF- Reihe „ Der Fernsehfilm der Woche“ ) dem Landwirtssohn und Musterschüler Florian ( blonder Sonnyboy : Götz Behrend ) die Mutterliebe zur tödlichen Falle werden lässt. Den geliebten Bauernhof will sie ihm vermiesen, ihn mit einem Chemiekasten ködern, ihn umpolen auf einen Ritter und Opernbegleiter für ihre begrabenen Träume, als Ersatz für den biederen Ehemann ( Martin Lüttge ), als Alleinbesitz für ihren Stolz auf das Höhere. Senta Berger spielt das klettenhaft Klammernde mit der erpresserischen Sanftmut der Starken, die eisern ihr Ego durchsetzen mit der Attitüde des Opfers. Da die Regisseurin Dagmar Damek eine Spezialistin ist für böse schillernde Untertöne, ist es bald ein echter Horrorfilm: Der Truthahn, der die Mutter ärgert und den der Tierfreund Florian in hilfloser Wut totschlägt, wird wie das eigene Herz begraben, und nachdem der Großvater gestorben, das Vieh abgeschafft, jede Menschenseele vom Hof vertrieben ist, sind sie allein. Da bleibt dem Sohn nur noch die Chance der Selbstzerstörung..
Das Melodram explodiert im Chemiekasten, ein Mutterspinnengruseln beendet den leisetreterischen Mutterterror..
Was lernen wir daraus? Vor Müttern, die ihre Söhne in die Oper schleppen, wird gewarnt.
Bremer Nachrichten, Eckhard Müller, 26. Januar 1994
... Da die Kompliziertheit des Themas trotz dramatischer Effekte mit psychologischem Tiefgang und ohne Vorverurteilungen behandelt wurde, ist „Gefangene Liebe“ ein weiteres Beispiel dafür, wie wertvoll Unterhaltung mit emanzipatorischen Absichten sein kann – nur bessere, weniger reißerisch- nichtssagende Filmtitel könnte man sich beim ZDF allmählich einfallen lassen
Hamburger Abendblatt, Brigitte Ehrich, 25. 1. 1994
Ein Junge im ausweglosen Labyrinth seiner Gefühle: Autor Peter Guthmann machte den Konflikt zwischen Mutter und Sohn ohne große Worte auf sensibelste Weise deutlich und Regisseurin Dagmar Damek gelang es in ihrem Film, mit schlichten Bildern das Drama nachzuvollziehen. Die erdrückende Liebe der Mutter, die fatale Abhängigkeit des Sohnes offenbarten sich in kleinen Gesten, in stillen Szenen der Unsicherheit und der Verzweiflung. Senta Berger brachte dabei das Kunststück fertig, zwischen Realität und Träumen, zwischen Ferkeln und „Rosenkavalier“ den Frust und den Durchhaltewillen einer vom Leben enttäuschten Frau glaubhaft zu machen. Vor allem überzeugte Götz Behrend in der schwierigen Rolle des verstörten Jungen Florian.
Leibziger Volkszeitung, Ingeborg Weinhold, 26.1.1994
Die erbarmungslose psychologische Studie nach dem Buch von Peter Guthmann hat in Senta Berger als Annelise ihren Meister gefunden. Es bedarf schon der Ausstrahlung und des Formats einer solchen Künstlerin, um das Ungeheuerliche der filmischen Begebenheit überzeugend darzustellen......
... Eindrucksvoll ist das Zusammenspiel der handelnden Personen unter der Regie von Dagmar Damek. Wie Florian bringen auch Vater und Großvater ihre hervorragende Darstellung gerade dadurch zur Geltung, dass sie sich kontinuierlich zurücknehmen, kluge Selbstbescheidung gegen weibliche Despotie stellen. Aber auch die Berger bleibt in ihrer maßlosen Rolle stets maßvoll.
Kieler Nachrichten, Heimke Burkhard, 26. 1. 1994
...Ein stiller, unspektakulärer Film, der Voyeuren keine Chance ließ.
In Kürze soll ein Gesetz zum Schutz körperlich misshandelter Kinder im Bundestag eingebracht werden. Wann wird man sich endlich um die misshandelten Seelen kümmern.