Filmografie
1996
LEBEN IN ANGST
Mit Ulrich Pleitgen, Eleonore Weißgerber, Bastian Trost, Fabian Busch, Julia Brendler, Corinna Kirchhoff, Heikko Deutschmann, H.Peter Hallwachs.
Buch: Axel Plogstedt
Regie: Dagmar Damek
ZDF, Heiko Holefleisch / Ufa Berlin, 180 Min, ZWEITEILER
Kamera: Otto Kirchhoff
Ausstattung: Jürgen Rieger
Kostüm: Gesina Seldge
Schnitt: Susann Lahaye
Musik: Birger Heymann
Regieassistenz: Mathias Luther
Synopsis:
Dr. Johannes Steinberg, seine Frau Anne und ihre Kinder Oliver und Lena sind auf den ersten Blick eine ganz normale und intakte Familie, auch wenn es neuerdings völlig unbegreifliche Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn gibt.
Dr. Steinberg ist Chirurg und Oberarzt in einem katholischen Krankenhaus, seine Frau Anne ist Gartenarchitektin.
In der Klinik hat Johannes Steinberg dauernd Streit mit Dr. Hufnagel, den stört, dass Steinberg bei Personal und Patienten sehr beliebt ist. Dieser Streit entzündet sich erneut nach der Einlieferung des tablettensüchtigen Kaspar Hensel, der seine Homosexualität provozierend zur Schau stellt. Und erst recht nach dem plötzlichen Unfalltod des Chefarztes Prof. Jung. Denn Hufnagel brennt darauf, dessen Nachfolger zu werden.
Eines Tages erhält Johannes Steinberg Post: ein anonymer Erpresserbrief. Jemand muss ein intimes Telefonat Steinbergs belauscht und aufgezeichnet haben. Als in derselben Nacht Steinberg entnervt und aufgelöst telefoniert, entgeht das seiner Frau nicht. Sie vermutet sofort, dass ihr Mann sie mit einer anderen Frau betrügt. Was sie nicht ahnt, ist, dass ihr Mann ein Verhältnis mit Christian Maeder hat, einem männlichen Model. Johannes Steinberg ist bisexuell. Weder seine Frau noch die beste Freundin Sabine noch Wolfgang Roth dürfen dies wissen.
Gemeinsam mit ihrer Freundin Sabine beschattet Anne ihren Mann. Ein Zweifel für Anne: Ihr Mann liebt einen Mann.
Derweil hat sich Oliver mit Kasper und dessen Zwillingsschwester Carolin angefreundet und sich dabei heftig in Carolin verliebt. Steinbergs ständige Furcht, dass sein Sohn schwul sein könnte, ist also unbegründet.
Steinberg erhält einen weiteren Erpresserbrief mit neuen Forderungen.
Rastlos und verzweifelt zieht es ihn während eines Ärztekongresses in einen einschlägigen Sexshop.
Pressezitate
AZ München, Ponkie, 9.3. 1998
Der ZDF Zweiteiler“ Leben in Angst“ ( 1996, Buch Axel Plogstedt. Regie. Dagmar Damek ) profitierte von souveränen Darstellern und Dameks effektsicherer Regie, krankte aber an jenem Allzweck- Syndrom, das mittlerweile jedem besseren Drehbuchautor die Psychologie verhunzt: Alles muss hinein, in die melodramatische Katastrophenkiste. – Sex, Crime, und Jugendtragödie samt Identitätskrise und katholischem Mediziner-Mobbing. Der zwiegenähte bisexuelle Chirurgenerpresserthriller, halb deutsches Familienidyll, halb Klinikintrige mit Kokserzugabe.
Natürlich war das spannend. Und wenn Ulrich Pleitgen als gut verheirateter
Musterarzt mit homosexuellem Freund ( Heikko Deutschmann ) und Eleonore Weisgerber als seine erst allmählich begreifende Ehefrau sich im Magnetfeld dieses intimen Konflikts bewegen, in Sprachsperren gefangen und zusätzlich irritiert durch den scheinbar homosexuellen Sohn ( Fabian Busch ) dann hat der Film durchaus Format. Doch da muss eben immer noch eines drauf, Der koksende Arztrivale ( Hans Peter Hallwachs )der Aids-Jüngling mit Exzentriker gehabe ( Bastian Trost ), seine treue Zwillingsschwester ( Julia Brendler ) – und ein Erpresser, der 50 000 Mark will. Soviel Seelenkrawall tut der Logik nicht gut.
Hamburger Abendblatt, Brigitte Ehrlich, 9.3.1998
...Eine Menge Problematik...der erste Teil jedenfalls wirkte reichlich überfrachtet. Regisseurin Dagmar Damek gelang es trotzdem, eine überzeugende menschliche Geschichte daraus zu machen...
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Christian Bartels 9. 3. 1998
.....Ohne solche Effekte überzustrapazieren behält die Regisseurin den Überblick. Die Spannungskurve steigt, die zahlreichen Figuren kommen zu ihrem Recht. Die Schauspieler wissen es zu danken....
Wenn der Film Montag in die zweite Halbzeit geht, wird deutlich, dass die Dramaturgie dem Kern des Films zu wenig traut. Im ersten Teil am Sonntag aber lässt sich mit Gewinn anschauen, wie sich der Familien-Problemfilm mit bewusst altmodischen Mitteln inhaltliches Neuland erschließt.