Filmografie
1986
ROTER VOGEL ( nach der Novelle von J.C.Oates: „Bist du schon mal auf rotem Blut ausgerutscht?“ )
Mit Birgit Doll, Michael König.
Drehbuch: Dagmar Damek
Regie: Dagmar Damek
BR, Jakob Hausmann / Helikon - Film, 60 Min.
Kamera. Peter Kastjuc
Ausstattung : Martin Dörfler
Kostüm: Anne Poppel
Musik : Enjott Schneider
Schnitt: Ulla Möllinger
Regieassistenz: Harald Eberhard
Synopsis:
Marian ist Stewardess, Oberon Scharfschütze. Als sie zum ersten mal zusammentreffen, befinden sie sich an den entgegen gesetzten Seiten eines Zielfernrohrs. Marian war von einem Luftpiraten als einzige Geisel festgehalten worden. Oberon soll sie aus der Situation befreien. Er tötet den Flugzeugentführer, der Marian als Schutzschild vor sich her schob, dass die im Moment des Schusses glaubt, selbst getroffen worden zu sein.
Erst Monate nach diesem Vorfall sucht Oberon Marian auf. Eine Liebesgeschichte beginnt, die das Scheitern bereits in sich trägt. Oberon ist ausschließlich daran interessieret, das Prickeln ihrer ersten, extremen Begegnung immer und immer wieder neu zu durchleben. Marian aber will das schauerliche Erlebnis ein für alle Male abschütteln und versucht verzweifelt, die Beziehung in normale Bahnen zu lenken.
Sie führt schließlich eine Situation herbei, die ihr klar macht, dass sie keine Chance dazu hat.
Pressezitate:
die.Tageszeitung / taz, Petra Kohse, 9. März 1989
... Der Film funktioniert, Er ist ein Kunstwerk. Ist die mediale Potenzierung der Literatur. Dass so etwas möglich ist! Man möchte mehr davon einklagen. Deshalb wahrscheinlich der nächtliche Sendeplatz. Präventiv.
Stuttgarter Nachrichten, Brigitte Jähnigen, 9. März 1989
„ Roter Vogel“ mit symbolträchtigen Bildern.
Buchautorin und Regisseurin Dagmar Damek arbeitet mit üppiger, symbolhafter Sinnlichkeit. Das diffizile Verhältnis der beiden Hauptfiguren aus Joyce Carol Oates Novelle gipfelt in einer Szene größter menschlicher Grenzüberschreitung: Marian, ehemalige Geisel einer Flugzeugentführung, erwartet ihren Retter Oberon auf dem Lackroten Liebeslager im gleichfarbig-hautengen Kleid – Symbol der riesigen Blutlache, in der sie sich nach dem Tod des Geiselnehmers wiederfand...
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Jochen Hieber, 9. März 1989
Kammerspiel der Leidenschaft.
... ..Eine Stunde dauert auch der Film von Dagmar Damek, der sich die story der Oates als Vorlage nimmt - und aus der Vorlage ein eigenständiges, durchaus respektables Werk entwickelt.
..... Anders als Joyce Carol Oates, der Logik der Geschichte aber durchaus gemäß, lässt Dagmar Damek die Beziehung am Ende denn auch tatsächlich scheitern: Marian, die Stewardess, wird nicht mehr zur Verabredung kommen. „Eine Persönlichkeit, so flach wie ein Dia“, ist Marian in der Erzählung - der Film erlaubt ihr, unter Schmerzen erwachsen zu werden.
.... zwei ebenso empfindsame wie effektvolle Einfälle ermöglichen es der Regisseurin, für die Aussparungen ihrer Vorlage jene Bilder zu finden, welche die Geschichte eindeutig machen ohne sie zu vereinfachen. Beim Gang durch den Park sehen sich beide im Wasser des Teichs gespiegelt: als Paar. Er wird die flüchtige Idylle mit einem Stein zerstören. Marian aber stellt ein rotes Bett in die Wohnung, legt sich im roten Lackkleid darauf. Gewiß auch dies ein Symbol. Aber im Gegensatz zum „ Roten Vogel“ des Filmtitels, ein durchaus schlüssiges - was diese Leidenschaft entstehen ließ, die gemeinsame Erinnerung an den blutenden Entführer, wird sie auch zerstören. Weil es keine andere Gemeinsamkeit gibt.