Filmografie
1985
WIR SIND UTOPIA ( nach Stefan Andres )
Mit Michael König, Alexander Radzun, Jürgen Holz.
Drehbuch: Dagmar Damek
Regie: Dagmar Damek
ZDF, Dr. Hans Albus, Tellux - Film München, Dr. Bernd Grothe,
90 Min.
Kamera: Axel de Roche
Ausstattung, Kostüm: Jörg Neumann
Musik: Enjott Schneider
Schnitt: Suse Jäger
Regieassistenz: Harald Eberhard
Synopsis:
Während des spanischen Bürgerkriegs wird der Matrose Paco als Gefangener in das Kloster gebracht, in dem er einmal Mönch war und das er aus Glaubensgründen verlassen hatte. Der im Kloster stationierte Kommandant Pedro weiß bald, dass er es mit einem exkommunizierten Priester zu tun hat und will Paco durch Vergünstigungen dazu nötigen, ihm die Beichte abzunehmen. Paco weigert sich. Pedros Angst vor der Hölle, die in dessen eigenmächtigen Greueltaten begründet ist, widert ihn an. Als ihm aber der Zufall ein Messer in die Hand spielt, willigt Paco doch in die Beichte ein. Er hat vor, den Kommandanten sofort danach zu erstechen, um auf diese Weise sich und seine Mitgefangenen zu befreien. Im entscheidenden Moment jedoch versagt er. Seine priesterliche Vergangenheit hat ihn eingeholt, hat ihn zu lange zögern lassen. Pedro erhält die Absolution, um Sekunden später die Erschießung Pacos und der anderen Gefangenen anzuordnen. Diesmal handelt der Kommandant auf Befehl. Sein Gewissen ist rein.
Pressezitate:
Stuttgarter Zeitung, cvw, 25. Feb., 1987
Wir sind Utopia
Wenn der Auftakt als Maßstab für die ganze Priesterreihe des ZDF gelten darf, dann wird man von bemerkenswert guten Literaturverfilmungen und einer glücklichen Hand der Mainzer Fernsehspielredaktion schreiben können.
Wer Stefan Andres ´Roman noch als Stoff zahlreicher Deutschstunden in Erinnerung hatte, der war erstaunt, mit welch sicherem Gespür Dagmar Damek die Vorlage zu einer medienadäquaten Fernsehvorlage verkürzt und auf das Wesentliche konzentriert hat. Keine effekthaschenden Gewehrssalven, kein wildes Stiefelgetrampel, sondern intensive Bilder von einem Krieg hinter Klostermauern, komprimiert in der existentiellen Auseinandersetzung zwischen Paco, dem Priester und Pedro, dem Sadisten
Der eine unfähig zum Mord, durch den er seine Mitgefangenen befreien könnte, der andere unter dem Zwang, den eingeschlagenen Weg fortzuschreiben, ein Automat, unfähig den Befehl zu Töten zu verweigern.
... Der in seiner Todesangst erbärmlich wirkende Sadist und der innere Kampf seines Gefangenen, der Hass und Verachtung überwinden muss, um diesem die Absolution erteilen zu können - das bot beiden Schauspielern breite Gelegenheit für ein intensives Mienenspiel vor weiß getünchten Klostermauern., bei der das Drumherum zur Bedeutungslosigkeit schrumpfte.
Stuttgarter Nachrichten, Anton Notz, 25. Feb., 1987
... Durchaus couragiert, wie die Redaktion Kirche beim ZDF den schwierigen Stoff des Priesterromans angeht. Weder Dornen noch Galgenvögel, kein Rührstück und kein Zeigefinger – Drama, sondern eine Erzählung, die mit ihren Widersprüchen fesselte....
Hannoversche Allgemeine Zeitung, mbb, 25. Febr. 1987
... Die Regisseurin hat es verstanden, dem verstörenden, irritierend existentialistischen Grundton dieser Geschichte gerecht zu werden. Gott liebe die Sünde, die Entfremdung, den Abgrund, lässt Andres einen seiner Mönche sagen. Ein frommer und zugleich - angesichts der Metzeleien - ungeheuerlicher Satz. Dagmar Damek hat ihn nicht geglättet. Der schmerzhafte Stachel sitzt – nichts kann ihn lockern.
Ein gelungener Start der sechsteiligen „Priester- Reihe“ : spannend ( die Story ), sparsam ( die Erzählweise, fast ein Kammerspiel ), spektakulär. Also sehenswert.